Die Energiewende ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Doch wie lassen sich komplexe Energiethemen verständlich vermitteln und gleichzeitig Menschen dazu motivieren, selbst aktiv zu werden? Das Smart Region Lab der Hochschule Luzern (HSLU) entwickelt interaktive Tools, die mithilfe der Multi-Touchtische von Interactive Scape die Energiewende greifbar machen.
Der Gebäudepark verursacht in der Schweiz rund ein Viertel aller CO2-Emissionen. Hier setzt das Energie-Tool des Smart Region Labs an: Für jedes der 1,7 Millionen Wohngebäude in der Schweiz zeigt es den geschätzten CO2-Ausstoß sowie das Einsparpotenzial nach Energiesystem auf.
Dank der interaktiven Luftbildkarte können Nutzer:innen am Multitouch -Tisch ihr eigenes Gebäude schnell und intuitiv ausfindig machen. Mit dem lupenähnlichen Scape X® Magnify Objekt lassen sich dann detaillierte Emissions- und Energie-Informationen des ausgewählten Gebäudes abrufen.
Das Energie-Tool ist eines von drei Pilotprojekten, die die Hochschule Luzern seit 2022 im Rahmen der Initiative Smart Region Zentralschweiz in den verschiedenen Themenfeldern Tourismus, Raumplanung sowie Klima und Energie umgesetzt hat. Das gemeinsame Ziel dieser Projekte ist es, komplexe und umfangreiche Datensätze so zu visualisieren, dass sie unterschiedlichen Stakeholdern entscheidungsrelevante Informationen zugänglich machen.
Das interdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungsteam kombiniert dabei Informatik, Design, Technik und Datenexpertise und setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Partner:innen aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft (weitere Infos zum Smart Region Lab siehe Info-Box).
Im vergangenen Jahr entwickelte das Smart Region Lab zusammen mit dem Schweizer Energieanbieter EW Höfe AG eine massgeschneiderte und innovative Lösung für die Beratung von Hauseigentümer:innen. Bei der Gewerbeausstellung "höfa 2024" in Freienbach, Schwyz, konnten Besucher:innen mit diesem Tool spielerisch mehr über die Energiewende und Handlungsmöglichkeiten für das eigene Haus erfahren.
Visualisiert werden in dieser Lösung unter anderem Daten zu CO2-Emissionen, Fernwärmeanschlüssen, Smartmeter-Installationen, sowie Photovoltaikleistungen und -eignungen. Die Visualisierungen werden auf öffentlich verfügbare 3D-Gebäudedaten überlagert und sind intuitiv zu bedienen.
Die Besucher:innen der höfa 2024 konnten so sehen, wie der Umstieg auf erneuerbare Energien die CO2-Emissionen senkt, sowie welche Potenziale und finanzielle Vorteile die Nutzung einer Photovoltaikanlage mit sich bringen kann.
Der interaktive Multi-Touch-Tisch von Interactive Scape zog zahlreiche interessierte Besucher:innen an, die im weiteren Verlauf von Mitarbeitenden an verlinkten Tablets zu Umsteigemöglichkeiten beraten werden konnten. Die Beratungsergebnisse ließen sich anschließend bequem per E-Mail an die Eigentümer:innen versenden.
Der große Andrang und die vielseitigen Gespräche an den Visualisierungstischen zeigten, wie wichtig es ist, abstrakte Themen wie die Energiewende visuell und interaktiv erlebbar zu machen. Die Technologie von Interactive Scape, insbesondere die Scape X® Objekterkennung für haptische Interaktionen, erwies sich als ideale Lösung, um datenbasierte Inhalte effektiv zu vermitteln und gleichzeitig den Austausch und konstruktive Diskussionen zu fördern.
Ein weiteres Anschauungsbeispiel für das Energie-Tool war die Teilnahme an der "Roadshow Klima und Energie", die im Herbst 2023 vom Kanton Luzern und dem Verkehrshaus Luzern organisiert wurde. In den Gemeinden Luzern, Sursee, Entlebuch und Hochdorf machte das Smart Region Lab Energiedaten direkt der Bevölkerung zugänglich. Unterwegs war das Team dabei umweltschonend mit der neu entwickelten Fahrradanhänger-Lösung: Diese wurde zuvor über ein Jahr hinweg von kreativen Köpfen der Hochschule Luzern gemeinsam mit Interactive Scape entwickelt und umgesetzt.
Ein 43-Zoll Multitouch-Display samt SilentPC wurde in eine modifizierte Anhängerbox eingebaut und mit einer leistungsstarken Batterie ausgestattet. So kann der interaktive Tisch völlig autonom über mehrere Stunden hinweg betrieben werden. Diese Lösung ermöglicht es, unabhängig von bestehenden Infrastrukturen die Tools und Daten der Bevölkerung näherzubringen – ideal für Einsätze in Außenräumen.
Die Besucher:innen konnten direkt auf ihrem Dorfplatz die CO2-Emissionen ihres eigenen Hauses in Erfahrung bringen und so eine Vorstellung für die Auswirkungen von Gas- und Ölheizungen entwickeln. Auch hier zeigte sich, dass die Technologien nicht bloss ein Hilfsmittel für die Vermittlung von Informationen bieten, sondern – richtig eingesetzt – den Dialog mit der Bevölkerung überhaupt erst initiieren und antreiben. Dadurch konnten unterschiedliche Fragen des notwendigen Umbaus der Energiesysteme direkt anhand der interaktiven Visualisierungen mit der Bevölkerung und Behördenvertreter:innen diskutiert und konkrete Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden.
Mit Projekten wie diesen zeigt das Smart Region Lab, wie wissenschaftliche Forschung und technologische Innovation Hand in Hand gehen, um gesellschaftliche Transformationen wie die Energiewende aktiv zu gestalten. Interaktive Technologien ermöglichen nicht nur die Vermittlung von Informationen, sondern helfen dabei, mögliche Lösungsansätze greifbar zu machen und Handlungsspielräume aufzuzeigen – ein entscheidender Schritt auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft.
Das Smart Region Lab der Hochschule Luzern ist ein interdisziplinäres, anwendungsorientiertes Forschungsteam, das mithilfe digitaler Werkzeuge datenbasierte und interaktive Visualisierungstools entwickelt. Damit will die Hochschule dazu beitragen, gesellschaftliche Herausforderungen in den Bereichen Klima und Energie, öffentliche Planung, Tourismus und Mobilität zu bewältigen. Das Team arbeitet in transdisziplinärer Zusammenarbeit mit regionalen Akteur:innen und ist international vernetzt, unter anderem mit dem City Science Lab der HafenCity Universität Hamburg und dem MIT Media Lab in Boston. Seit seiner Lancierung im Jahr 2022 hat sich das Smart Region Lab zu einem agilen Wissens- und Datenhub entwickelt.
Website: www.hslu.ch/smartregion